facebook
twitter
linkedin
instagram

web view
 
Headerbild
8daw

ei8ht days a week – Streifzüge durch den Wandel

mit Boris Kochan und Freunden am 29. Mai 2022

 
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Unterschied steckt erstaunliches Potential: Der Journalist und Autor Wolf Lotter hat ihm gleich ein ganzes Buch gewidmet! Natürlich steht der Unterschied auch für Ab- und Ausgrenzung. Aber Unterschiede bedeuten genauso »Diversität, Vielfalt, Divergenz, Unterscheidungsfähigkeit, Multikulturalität, Auswahl, Alternative, Handlungsoption und vieles mehr. Unterschiede sind, so Lotters These, die entscheidende Kraft, die Kulturen entstehen lässt«.

Vielfalt zu erhalten und zu befördern ist ein besonderes Anliegen des GRANSHAN Projektes, das sich der Entwicklung und Anwendung von nicht-lateinischen Schriften verschrieben hat – Schrift fördert globale Kommunikation, stärkt Gemeinschaften und schafft Identität. Ohne Verschriftlichung gäbe es weder dokumentierte Vergangenheit … noch greifbare Zukunft. Und die Verständigung nur im Mündlichen ist – gerade, wenn es um verschiedene Sprachen geht – extrem aufwändig. Warum nur, werden in YouTube mehr und mehr Videos untertitelt – zum Teil in erstaunlich vielen Sprachen?

Wie wäre es, wenn wir Schrift als besonders erhaltenswertes Kulturgut anerkennen und sie in all ihrer Vielfalt vom Thailändischen über Devanagari und Gurmukhi bis zum Arabischen zu einem internationalen Living Human Treasure befördern? Diese ursprünglich aus Japan stammende Idee will Musealisierung verhindern – in dem ausgewählte Meister das Wissen und die ganz praktischen Fähigkeiten von Generation zu Generation weitergeben. Das Ausstellen von kulturellen Gegenständen (oder Schriften) aller Art ist nicht besonders zielführend … wenn es darum geht, sich der Wurzeln des eigenen Handelns zu vergewissern. Ein Heidelberger Tiegel beispielsweise ist zwar auch ohne jede Nutzung ein äußerst ästhetisches Objekt. Aber eine theoretische Beschäftigung wird wenig zum Verständnis beitragen, woher unsere Art des Schriftlichen kommt, warum Buchstaben so aussehen, wie sie aussehen. Vielfalt braucht die Möglichkeit, Unterschiede zu erkennen und zu verstehen. Und so das Unverwechselbare, das Erkennbare wichtig zu machen – denn nur so wird Zusammenleben auf Augenhöhe möglich.

Herzlich
Boris Kochan

 

Ursprünglich wollten wir diese 8daw-Ausgabe bereits vergangene Woche während der GRANSHAN Conference Signs of the times veröffentlichen – uns ging es aber wie dem 8daw-Leser und Berichterstatter für die Typographische Gesellschaft München (tgm), Michael Lang: Die Tage waren »sowas (!) von international und so dicht an der Idee einer freundschaftlichen, weltweiten Familie – unter Schriftgestaltern würde es anscheinend funktionieren.« Da war äußerst lebendiger Austausch – und kein Platz fürs Schreiben. Dafür ist der Bericht zur Konferenz jetzt eine 8daw-Doppelausgabe geworden – gerade richtig für eine sonntägliche Lektüre mit Zeit.


 
 

Dieser erste Ton klingt wie aus dem Mund einer Sopranistin – mehr nach menschlicher Stimme als nach Instrument: die japanische Bambusflöte Shakuhachi. Im 8. Jahrhundert in China entwickelt, wanderte die Flöte schließlich in die japanische Musik. Für die Notation der Shakuhachi-Musik hat jede Schule ihre eigene Schreibweise entwickelt, wobei japanische Silbenzeichen die Tonlage kennzeichnen, während besondere Linienformen die Längen, Oktaven und Artikulationen wiedergeben.

Seit er neun Jahre ist, verschmilzt Hōzan Yamamoto mehr und mehr mit diesem faszinierenden Klangkörper, der so eigenwillig wie alt ist. In hingebungsvoller Arbeit hat er seither sein Spiel immer weiter perfektioniert. Yamamoto gründet das Trio Shakuhachi Sanbon Kai und spielt unzählige Platten ein, unter anderem Masters of Zen: Shakuhachi & Organ mit Wolfgang Mitterer an der Orgel. Yamamoto steht der Hozan-kai Shakuhachi-Zunft vor, wohl auch, weil er wie kein anderer die Möglichkeiten des Shakuhachi-Spiels auslotet und erweitert. In Japan wurde er für sein Engagement mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, etwa mit dem Odaka Award für sein Concerto für Shakuhachi und Orchester im Jahr 1977 und 2002 als Lebender Nationalschatz.


Ein Zauberspruch?
 

Bin ich selbst das Tier, das wilde Tier, der Bison auf rauer Felswand? Ist’s ein Zauberspruch? Eine Hilfestellung für meine Brüder und Schwestern bei der lebensnotwendigen Jagd? Erst 1971 wurden die prähistorischen Felszeichnungen von Bangudae im südöstlichen Teil der koreanischen Halbinsel bei Ulsan entdeckt: Wale, Meeresgetier, Schildkröten, Schweine, Waffen, Walfangszenen, rund 300 Figuren auf einer Fläche von etwa zehn mal drei Metern. Ankerplatz in einer Zeit, weit vor unserer Zeitrechnung. Eine Verwurzelung, die ins Heute spricht. Sprache, Zeichen, Schrift. Sie verbinden räumliche und kulturelle Entfernungen, Vergangenheit und Zukunft.

Anlässlich des 50. Jahrestages der Entdeckung der Bangudae-Felszeichnungen haben koreanische Designer·innen die eigene Vorstellung von der Bedeutung der Petroglyphen visualisiert und in Plakate gefasst. Als Teil des jährlichen Ulsan Hangeul Hanmadang Arts Festival fokussieren die Poster die identitätsbildenden Werte des koreanischen Alphabets Hangeul. Der Typograf und Design-Lehrer Chang Sik Kim hat die Plakatausstellung anlässlich der GRANSHAN Conference Signs of the times im Rahmen der Designwoche MCBW nach München gebracht.

Ich sehe die kalligrafischen, momenthaften, konstruierten, wuchtigen und zarten Plakate, deren Schrift und Sprache ich nicht verstehe. Doch weiß ich zuversichtlich, dass der Bison, den ich in Felsen kratze, mich nicht töten wird. [gw]

 

Ein Festival für die Schrift? Jedes Jahr am ersten Oktoberwochenende feiert Ulsan mit dem Hangeul Hanmadang Arts Festival das koreanische Alphabet. Zum Beispiel mit einer internationalen Plakatausstellung auf offener Straße mitten in der südkoreanischen Stadt. Künstler, Kalligrafen, Typografen aus der ganzen Welt senden ihre Arbeiten nach Ulsan, um Teil der Hangeul-Gemeinschaft zu sein. Sogar vor Ort können Festivalbesucher ein Plakat gestalten und gleich ausstellen …


 
 

Sapientissima arborum, den Weisesten aller Bäume, nannte Plinius den Maulbeerbaum, weil er seine Knospen erst entfaltet, wenn kein Frost mehr droht. Und taoistische Priester verarbeiteten seine Asche zu Pillen der Unsterblichkeit. Deren Wirkung auf den Menschen bleibt weiterhin unbestätigt, doch ein wenig Unsterblichkeit schenkt die Bastschicht der mystischen Pflanze einem kostbaren Werkstoff, der noch heute in Korea und Japan aus ihr geschaffen wird: ein Papier, das sich durch Eleganz, Weichheit, Dicke und Saugfähigkeit auszeichnet. Dieses Hosho-Papier wurde bereits vor Jahrhunderten hergestellt, um mit einem Siegel versehen die Befehle des Shoguns weiterzutragen.

Seine Qualität prädestiniert es für mehrfarbige Holzschnitte, da es sich beim Trocknen nicht zusammenzieht und so die Passermarken der einzelnen Druckstöcke ihren Stand behalten. Auch veredelt wohl die Weisheit seiner Quelle feinsinnige Kalligrafiearbeiten, die gern darauf angefertigt werden, während für die Unsterblichkeit Menschen eben selbst sorgen: wie Ichibē Iwano IX., der die Kunst des Handschöpfens dieser besonderen Papierart mit Liebe und offensichtlich der Weisheit des Maulbeerbaums pflegt. Vor 20 Jahren wurde er – wie vor ihm sein Vater – als Lebender Nationalschatz für die Herstellung von Japanpapier ausgezeichnet und mit dem Orden des heiligen Schatzes geehrt.


Gar nicht einsilbig
 

Körper rennen, stehen, kugeln, begegnen sich auf Schreiblinien. Rhythmen pulsieren wie Auslassungspunkte – genauso auch als Kommata und Ausrufezeichen – durch ein lebendiges Alphabet. Die ganze Bühne ein gigantisches Buch … Mensch gewordene Schrift oder Schrift gewordene Menschen? Solche Fragen zu provozieren, das ist ganz Peter Biľak.

Weshalb er sehr bewusst nicht nur als (einer der weltweit renommiertesten) Type Designer tätig ist, sondern vor allem und immer wieder mit Menschen arbeitet. In enger Zusammenarbeit mit Choreografen prägt er durch seine szenografischen Entwürfe Inszenierungen wie Lukas Timulaks Body & Language. Verlässlich denkt der gebürtige Slowake dabei die Dinge von Grund auf neu – und zwar immer vom Menschen, nein, von der Gemeinschaft aus.

Konzentriert hat er sich ursprünglich in seiner schriftgestalterischen Arbeit auf lateinische Schriften, später dann auch auf Russisch, Griechisch, Arabisch, Thai und die indischen Schriftwelten. Mittlerweile widmet er sich mit seinem Syllabics Projekt auch der Wiederbelebung und Bewahrung indigener Sprachen. Es bedarf akribischer Forschungsarbeit und einer ganz großen Nähe, damit eine Schrift genau so entwickelt wird, dass sie den Bedürfnisse der Nutzer·innen nicht nur gerecht wird, sondern ihre ureigene Gruppenidentität spiegelt. Jedes neue Zeichen ist auch ein Symbol für einen Laut. Und damit für Einatmen, Aushauchen, Modulieren – ur-individuelle Ausdrucksweise von Lebendigkeit, Stimmung, Emotion. Der Typograf als Tiefenpsychologe? Als Gesellschaftswissenschaftler?

Zumindest lässt sich jetzt erahnen, wie sich die eingangs gestellte Frage beantworten lässt: Im Zusammenspiel können Menschen Schrift verkörpern. Und Schrift zugleich eine ganze Gesellschaft. [sib]


 
picture
picture
 

Karatsumono zu schaffen, wie die typischen Töpferwaren aus Karatsu heißen, die im westlichen Japan zum Inbegriff für Keramik überhaupt geworden sind, hat ganz viel mit der Familiengeschichte der Nakazatos zu tun: Auf der Drehscheibe wächst das elastische Material gelenkt von den Fingern des Töpfers, bis es als Schale aus seinen Händen fließt. Genauso scheint Muan Nakazato, ein Lebender Nationalschatz, das 400 Jahre alte Kunsthandwerk an seine Nachfahren weitergegeben zu haben: Wissen und Fähigkeit, die aus ihm herausfließen und sich in die nächste Generation ergießen. Kein Beruf wie jeder andere, sondern eine Leidenschaft. Genau das hat die Familie Nakazato zur bedeutendsten Töpferfamilie in Karatsu gemacht, einem Keramik produzierenden Bezirk auf der Insel Kyusyu. Der kleine Dokumentarfilm zeigt Muan Nakazatos Sohn Takashi, den vielleicht besten Töpfer Japans, unter dessen Händen sich eine ganz andere Welt dreht …


Der Vielfalt Raum
 

Schmeckt eine Tomate, die Paradeiser heißt, freundlicher? Liegts am Klima? Am Erntezeitpunkt? An der kleinen Steinmauer, die die Pflanzen vor Windböen schützt? »In der Natur ist alles mit allem verbunden; alles durchkreuzt sich, alles wechselt mit allem, alles ändert sich, eines in das andere.« Durchaus ähnlich diesem schönen Satz des großen Dichters der Aufklärung, Gotthold Ephraim Lessing, weiß auch Erich Stekovics, der Kaiser der Paradeiser, von großer Vielfalt zu erzählen. Dieser lebendige Reichtum, dieses Durchkreuzen und Vermengen, das Verbinden und sich kontinuierlich Ändern findet sich auch in menschgemachten Zeichen ...

In zahlreichen, vor allem ost- und südslawischen Sprachen etwa Russisch, Ukrainisch oder Belarussisch, Bulgarisch, Serbisch oder Mazedonisch, findet die kyrillische Schrift Anwendung. Aber auch in Sibirien, dem nördlichen Kaukasus oder in Zentralasien wird mit kyrillischen Zeichen geschrieben. Selbst einige Turksprachen und das mit dem Persischen verwandte Tadschikisch, Mongolisch oder der chinesische Dialekt Dunganisch verwenden das kyrillische Alphabet. Bei dieser Bandbreite überrascht es wenig, dass es nicht das eine kyrillische Alphabet oder die überall gleiche Ausprägung von kyrillischen Buchstaben gibt.

Tetiana Ivanenko, Dozentin an der Akademie für Design und Kunst in Charkiw, hat sich in ihrem Vortrag bei der GRANSHAN Conference Signs of the times mit den Eigenheiten des ukrainischen Kyrillisch beschäftigt: »Heute kann niemand sagen, wie sich das kyrillische Alphabet entwickelt hätte, wenn nicht die Reformen Peters I. gewaltsam eingegriffen hätten.« So ist das heutige ukrainische Alphabet – bis auf einige wenige Buchstaben – eine exakte Kopie des modernen russisch-kyrillischen Alphabets. »Ukrainische Schriftgestalter suchen mittlerweile nach der ukrainischen Färbung ihrer Schrift«, führt Ivanenko aus, »sie bringen das Schriftdesign auf ein neues Niveau und stärken gleichzeitig den Identifikationsraum für unser eigenes kulturelles Erbe.« Der von ihr gegründete internationale studentische Schriftwettbewerb Pangram will die Kunst der Schrift im Kulturraum der Ukraine und der Welt fördern. Zugelassen sind aber nicht nur kyrillische, sondern auch lateinische und andere Schriftarten: der Vielfalt Raum! [gw]


 
 

Auf einer Treppe, die ein Tuch mit leuchtendem Rot überzieht, sind streng hierarchisch in Kimonos gehüllte Puppen angeordnet: Kaiser, Kaiserin, Dienerinnen, Hofdamen und Musiker in ihrer Hofkleidung mit typischen Accessoires und winzigem Mobiliar. Diese Miniaturwelt, die man in Japan jährlich vor dem Hina-Matsuri, dem Mädchenfest, inszeniert, geht auf einen Schutzbrauch aus der Edo-Zeit zurück – die Puppen sollen böse Geister in ihrem Körper einschließen. Meist werden sie aus Paulownienholz angefertigt, einem leichten, aber sehr steifen Material. Kein Wunder, dass Komao Hayashi eine andere Wahl trifft.

Komao Hayashi erlernt die Kunst der Puppenmacherei beim 13. Kyoningyo-Puppenmeister Menya Shōzō XII. Doch die handwerkliche Fähigkeit genügt ihm nicht. Um den Ausdruck zu verfeinern, geht er in die Lehre des Noh-Maskenschöpfers Kitazawa Nyoi. Und wählt schließlich für seine Puppen als Material tōso, das tonähnlich ist und sich in seiner spielerischen Formbarkeit der Ausdruckstiefe erschließt, die Komao Hayashi braucht. In der Ausgestaltung lässt er sich dabei von der klassischen japanischen Literatur inspirieren, wodurch in der zutiefst empathischen und hochkonzentrierten Umsetzung einmalige Puppen-Persönlichkeiten entstehen. 2002 wurde Hayashi zum Lebenden Nationalschatz für tōso-Puppen ernannt.


Leben heißt Partei ergreifen!
 

»Die Herausforderung der Moderne besteht darin, ohne Illusionen zu leben und sich nicht desillusionieren zu lassen«, schrieb der italienische Philosoph Antonio Gramsci. Und weiter: »Ich bin Pessimist aufgrund meiner Intelligenz, aber ein Optimist durch meinen Willen.« So ließe sich auch der armenische Maler, Grafikdesigner, Kalligraph und leidenschaftliche Lehrer Ruben Malayan beschreiben: Ein Kosmopolit, den seine Arbeit kreuz und quer über den Globus geführt hatte und der schließlich mit dem geschärften Blick des Weitgereisten in seine Heimat zurückkehrte. Ein Land mit einer einzigartigen Schriftkultur und einer tragischen Geschichte von Revolution und Korruption, von Krieg und Genozid. 1915 ermordeten Soldaten des osmanischen Reichs hunderttausende Armenier und davon habe sich, so Malayan, das Land bis heute nicht erholt. »Für mich ist der Faden der Kultur genau da gerissen«, sagt Malayan, »als in Europa (…) diese Explosion der kreativen Kräfte« stattfand, während »die Armenier zu dieser Zeit Zwangsumsiedlung und Völkermord erlebten.« Diesen Faden aufzunehmen, weiterzuspinnen und zu einer Erneuerung der armenischen Kultur beizutragen, hat Malayan sich zur Aufgabe gemacht. Ein Unterfangen mit einer hochpolitischen Dimension, denn er ist zutiefst davon überzeugt, »dass Designer·innen Verantwortung haben und ihre Kreativität nutzen sollten, um ihre Meinung über das, was in der Welt passiert, zu äußern«.

Zwölf Jahre ist es her, dass Malayan nach Armenien zurückkehrte. Er erlebte die Samtene Revolution 2018, den Krieg 2022, einen desillusionierenden Frieden, in dem die Ziele der Revolution in weite Ferne rückten. Und er äußert sich dazu – unbeirrbar und mutig. Schon 2001 gründete er in Holland den internationalen und vielbeachteten Wettbewerb Armenian Genocide of 1915 in Contemporary Graphic and Art Posters. Später eröffnete ihm ausgerechnet seine Hinwendung zur traditionellen Kunst der Kalligraphie neue Möglichkeiten, seine politischen Botschaften zu artikulieren. »Schrift in ihrer reinsten Form«, wie Malayan sagt. Schrift als individueller Ausdruck und in ihrer künstlerisch überhöhten Form als politische Botschaft. So gewinnt in seinen zum Teil spontanen Schreibakten, die bis ins abstrakt Zeichnerische hineinreichen, auch das geflügelte Wort vom Einspruch des Subjekts eine neue Dimension. Malayan schrieb und zeichnete eine Unzahl von Plakaten, die auf Demonstrationszügen in Yerewan mitgetragen wurden und internationales Echo auslösten. Er zeichnete und malte Graffitos, die auch unter angstvollem Zeitdruck im Bombenhagel entstanden, und er unterrichtete unermüdlich weiter, auch wenn der Kriegslärm den improvisierten Unterrichtsräumen bedrohlich nahe kam. »Leben heißt Partei ergreifen«, schrieb Antonio Gramsci. Ruben Malayans Arbeit als politischer Designer ist ein bewegendes Beispiel dafür. [um]

 

In seinem Vortrag bei der GRANSHAN Conference über Die Kunst des Schreibens: Design und Schriftkultur im Kontext von Revolution und Krieg, erwähnte Ruben Malayan auch den österreichischen Schriftsteller Franz Werfel und dessen Roman Die vierzig Tage des Musa Dagh: Darin beschreibt Werfel den heldenhaften und letztlich erfolgreichen Widerstand von 5.000 Armeniern gegen die türkischen Angriffe. Das packende Werk gilt als armenisches Nationalepos über den staatlich verordneten Völkermord – und hat bis heute nichts von seiner Brisanz verloren.MARGINAL-NARROW tablet-gothic-narrow; font-size:13.5px;line-height:20px


 
 

Eintöniges Stakkato, von mühseligem Quietschen unterbrochen, begleitet die rasche Bewegung der Hände, die das Schiffchen mit dem Faden zwischen den Bahnen hin- und hertreiben, bis sich Mikrometer für Mikrometer zu glänzender Seide verdichten in Farben, die zerbrechlich-schön sind wie die Natur. So sieht die Arbeit von Shimura Fukumi aus, die 1990 für ihre Verdienste um das Färben und Herstellen von Japanseide als Lebender Nationalschatz ausgezeichnet wird. Zu den Stoffen der Weberin – wenngleich ganz anderer Natur – zählen auch Zuihitsu, eine traditionelle Literaturgattung, die dem Essay verwandt ist, sich dabei aber in der Reflexion eigener Erfahrungen viel freier durch die Formensprache bewegt. Zuihitsu bedeutet: dem Pinsel folgend. Bei Shimura Fukumi könnte es heißen: dem Faden folgend, der bei ihr sicher ein Lebensfaden ist.


Das Fundstück der Woche

 
 

Normalerweise fragt Helga Stenzel ihre Community nach Titeln für ihre Komposit-Fotografien, doch bei diesem war sie sich schon zuvor sicher: Peace. Ihre Arbeit verkauft sie bei The Art of Fair, die Einnahmen spendet sie an Choose Love, eine Wohltätigkeitsorganisation, die Menschen in der Ukraine mit dem Nötigsten versorgt.


 
 

Sie erhalten diese E-Mail an {EMAIL}, weil Sie sich als 8daw-Empfänger angemeldet haben, in geschäft­lichem Kontakt mit der Kochan & Partner GmbH stehen oder an einer der Veranstal­tungen der Kooperations­partner teil­genommen haben. Fügen Sie bitte die E-Mail-Adresse boris.kochan@eightdaw.com Ihrem Adress­buch oder der Liste sicherer Absender hinzu. Dadurch stellen Sie sicher, dass unsere Mails Sie auch in Zukunft erreichen. Wenn Sie 8daw künftig nicht mehr erhalten wollen, können Sie unseren Newsletter abbestellen.

 
ANMELDEN
 

Wurde Ihnen dieser Newsletter weiter­geleitet? Jetzt anmelden!


IHRE MEINUNG
 

Wie fanden Sie 8daw heute? Geben Sie uns Ihre Rückmeldung.

 
WEITEREMPFEHLEN
 

Empfehlen Sie 8daw von Boris Kochan und Freunden weiter!


FOLGEN
 
facebook

Facebook

twitter

Twitter

linkedin

Linkedin

instagram

Instagram


TEILEN
 
facebook

Facebook

twitter

Twitter

linkedin

Linkedin

whatsapp

WhatsApp

xing

XING

e-mail

E-Mail

 
 

In der 8daw-Ausgabe BETA #13 vom 24. Juli 2020 haben wir uns unter anderem mit dem Thema geschlechter­spezifische Schreib­weise beschäftigt. Im Ergebnis fanden wir die Empfehlung eines Lesers für uns am geeignetsten: »Der Mittel­punkt (MacOS: Shift+Alt+9; Windows: Alt+0183) wird eingesetzt wie der Asterisk *, stört jedoch deutlich weniger den Lese­fluss der Leser·innen, weil er nicht nach Fußnoten ruft und auch keine Text­lücken reißt wie der Gender_Gap. Im Hinblick auf Lesbarkeit und Typografie­qualität also eine bessere Alter­native, und inhaltlich – als Multiplikationszeichen verstanden – treffend. Oder?« Wir stellen unseren Autor·innen jedoch frei, ob sie den Mittel­punkt oder eine andere Form benutzen. Alle personen­bezogenen Bezeichnungen sind jedenfalls geschlechts­neutral zu verstehen.


8daw ist der wöchentliche News­letter von Boris Kochan und Freunden zu Themen rund um den Wandel in Gesellschaft, Kultur und Politik, Unternehmen und Organisationen. Er erscheint in Verbindung mit Kochan & Partner und setzt so die lang­jährige Tradition der Netzwerk­pflege mit außer­gewöhnlichen Aus­sendungen in neuer Form fort. 8daw versteht sich als Community- und Kollaborations-Projekt insbesondere mit seinen Leser·innen – Kooperations­partner sind darüber hinaus zum Beispiel die GRANSHAN Foundation, die EDCH Foundation, der Deutsche Designtag (DT), der BDG Berufsverband der Deutschen Kommunikations­designer und die Typographische Gesellschaft München (tgm).

 

Herausgeber und Chefredakteur von 8daw sowie verantwortlich im Sinne des Presserechts ist Boris Kochan [bk], Hirschgarten­allee 25, 80639 München, zu erreichen unter boris.kochan@eightdaw.com oder +49 89 178 60-900 (facebookfacebookfacebook)
in Verbindung mit
Kochan & Partner GmbH, Hirschgarten­allee 25, 80639 München, news@kochan.de

Redaktion: Ulrich Müller [um] und Gabriele Werner [gw]; Chefin vom Dienst/Lektorat: Sigrun Borstelmann [sib]; Regelmäßige Autoren: Markus Greve [mg], Sandra Hachmann [sh], Herbert Lechner [hel]Martin Summ [mas]; Illustrationen: Martina Wember [mwe]; Bildredaktion, Photo-Editing: Pavlo Kochan [pk] mit Unterstützung der Bild­redaktion von Kochan & Partner; Homepage: Pavlo Kochan [pk]; Design/Technik: Michael Bundscherer [mib]; Schriften: Tablet Gothic von Veronika Burian und José Scaglione sowie Coranto 2 von Gerard Unger über TypeTogether; Versand über Clever Reach.

Bildnachweis:
© Hayashi Komao – GALLERY JAPAN
© Hozan Yamamoto – muempfer
© Iwano Ichibe – The Paper and Culture Museum
© Muan Nakazato – Lisa Lockhart
© Shimura Fukumi
©Takashi Nakazato
Peter Biľak – @ Michael Bundscherer
Tetiana Ivanenko – @ Michael Bundscherer
Chang Sik Kim – © Pavlo Kochan
Ruben Malayan – © Pavlo Kochan
·
Fundstück
©Helga Stentzel


Datenschutz | Kontakt | Impressum
© 2022 Boris Kochan