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ei8ht days a week – Streifzüge durch den Wandel

mit Boris Kochan und Freunden am 14. Februar 2020

 
 

Sehr geehrte Damen und Herren,

leicht ist schwer etwas – insbesondere, wenn es sich um Sprache handelt. Wenn diese dann auch noch leicht sein soll, zugänglich für die 6,2 Mio. Menschen in Deutschland, die sich schwer tun beim Lesen und Verstehen auch kurzer Texte, bedarf es großer Anstrengung von Fachleuten. Leider sind die Empfehlungen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) zur sogenannten Leichten Sprache hoffnungslos veraltet, wie der Deutsche Designtag in einem in dieser Woche veröffentlichten Positionspapier dokumentiert. So wird zum Beispiel eine möglichst »uniforme Gestaltung« gefordert und damit allen Erkenntnissen der Leserlichkeitsforschung eklatant widersprochen. Es ist dringend an der Zeit, in die Erarbeitung solcher Ratgeber – wie auch in die gerade im Auftrag des BMAS anstehende Besetzung eines Konsortiums beim Deutschen Institut für Normung (DIN) zum gleichen Thema – nicht nur Linguisten einzubeziehen, sondern ebenso Experten aus den Bereichen Typografie, Schrift­gestaltung und Illustration. Wer glaubt, mit Arial 14 Punkt eine Art gestalterischen Universal-Dübel gefunden zu haben, ist nicht nur grob fahrlässig, sondern verhindert Teilhabe! 

»Ganz im Zeichen der Liebe« – im Sinne des heutigen Valentinstags wäre es vielleicht eine sehr eigenartige, aber auch eine besonders schöne Form der Zuneigung: genretypische Gestaltung mit herausragender Makro- und Mikrotypografie …

Liebevoll strukturierte Grüße zum Wochenende
Boris Kochan

Happy Valentine – ein wunderbarer TED-Vortrag von Ester Parel zum Geheimnis von Wünschen, von Leidenschaft, von Sex in langjährigen Beziehungen


Stormy Monday
 

Stürmisch hat der Winter, der keiner ist, sich gemeldet und für zwei Tage Deutschland lahmgelegt. Jetzt werden Dächer repariert, abgerissene Äste weggeräumt und weil es das mit dem Winter wohl gewesen ist, denkt mancher dabei vielleicht schon an den Frühjahrsputz. Auf den bereitet sich auch die Wirtschaft vor. Wettbewerbsdruck, Handelskrieg, Brexit und Coronavirus drücken auf Bilanzen und Gemüter. Es geht um die Teilhabe an der Zukunft und viele Unternehmen sind dafür nicht gerüstet. Es kommt also nicht von ungefähr, dass vermehrt ein Begriff kursiert, der 1990 geprägt wurde, aber erst jetzt so richtig Wirkung entfaltet: Reengineering, der Umbau von Unternehmen und Prozessen zum Zweck der Effizienzsteigerung. Gerade im Zeichen des digitalen Wandels gilt Reengineering vielen als rettender Anker. Dabei klingt das erst mal wenig kompliziert: Maximierung der Kundenzufriedenheit und Besinnung auf Kernkompetenzen.

Es leuchtet sofort ein, dass Reengineering nicht nur für Unternehmen heilsam sein könnte, sondern auch für politische Parteien. Die CDU zum Beispiel, die nach dem niederträchtigen Coup der AfD in eine veritable Krise geschlittert ist. Auch hier geht es um die Teilhabe an der Zukunft. Und es geht um die Demokratie selbst, die im Eiltempo an vielen Stellen erodiert. Was für ein hohes Gut das ist, vergegenwärtigt oft der Blick auf Menschen, die für nichts anderes gelebt haben. Nelson Mandela war so einer. Am vergangenen Dienstag  waren es dreißig Jahre, dass er aus dem Gefängnis entlassen und damit das Ende der Apartheid eingeläutet wurde. Wer gelernt habe zu hassen, könne auch lernen zu lieben, meinte Mandela, »denn Liebe empfindet das menschliche Herz viel natürlicher als ihr Gegenteil.« [um]

Wen jetzt noch immer nicht der Winter-Blues gepackt hat, dem sei der Stormy Monday-Blues in der großartigen Interpretation von T-Bone Walker ans Herz gelegt: »They call it stormy Monday, but Tuesday´s just as bad« – so schlimm wirds schon nicht kommen.


Krank vor Liebe
 

Zwischen Rosen, Pralinen und Liebesgrüßen zum 14. Februar schimmern die Legenden frühchristlicher Märtyrer namens Valentin. Da ist etwa der ehrbare Priester, Valentin von Rom. Er vermählt Liebende nach christlichem Brauch, was natürlich zur Zeit der Christenverfolgung streng verboten ist. Valentin landet im Gefängnis. Dort heilt er die blinde Tochter eines Aufsehers. Ihr schreibt er vor seiner Hinrichtung 269 einen Abschiedsbrief und unterzeichnet mit »Dein Valentin«.In die Märtyrerverehrung tropft allmählich der süße Duft »romantischer« Liebe. Im Gedicht Das Vogelparlament, das Geoffrey Chaucers 1382 schreibt, entdecken wir die erstaunlichen Zeilen:

Es geschah am Valentinstag

Als jeder Vogel kam, um seinen Partner zu wählen.
Und Shakespeare lässt Ophelia in Hamlet singen:

Auf morgen ist Sankt Valentins Tag

Wohl an der Zeit noch früh,

Und ich, ‘ne Maid, am Fensterschlag,

Will sein eu’r Valentin.

Er war bereit, thät an sein Kleid,

Thät auf die Kammerthür,

Ließ ein die Maid, die als ne Maid

Ging nimmermehr herfür. 

Wer des Dichtens nicht so mächtig ist, sucht im Young Man’s Valenine Writer nach geeigneten Zeilen für die Angebetete. Im 19. Jahrhundert werden kitschige Grußkarten populär. 400.000 werden 1841 allein in Großbritannien versendet. Heute fluten Millionen Menschen ihre Lieben mit digitalen Grüßen. Dazu kommen Tonnen von Blumen und Süßigkeiten. Zum Valentinstag 2018 transportiert die Lufthansa Cargo 800 Tonnen Rosen nach Deutschland. Wen diese rosa Kommerzhölle krank macht, der sei auf einen anderen Feiertag hingewiesen: In Großbritannien, den USA und Australien wird am 14. Februar auch der Tag des Kondoms gefeiert, sweet Valentine! [gw]

 

Von Verpackung hat YSL wirklich Ahnung – auch wenn’s um das wertvollste Stück des Mannes geht (nein, nicht der Kopf). Im Zebra- und Leopardenlook oder pur monochrom geben sich die YSL-Gummis edel bis luxuriös. Und das zu einem Preis, der schlagartig kurzatmig macht. Die gute Nachricht: Sie sind bereits ausverkauft.


Blaubart sucht Blondine sucht …
 

Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes, so lautet ein vielbeachteter Essay des Neurologen Paul J. Möbius. Eine Attacke auf die Idee, Frauen zum Medizinstudium zuzulassen. Das war im Jahr 1900 und gibt den gesellschaftspolitischen Rahmen ab, in dem Béla Bartók die Legende von Herzog Blaubart in Musik fasste. Der Symbolismus des Märchen-Genre hat nicht nur Freuds tiefenpsychologische (Traum-)Deutung des Sexualtriebs inspiriert. Bartóks Herzog Blaubarts Burg verschlüsselt in sieben Räumen die bizarre Seelenlandschaft des perversen Machos, der sich aus der bedingungslosen Hingabe einer naiven Frau definiert. Beziehungsphilosophie? Beziehungspathologie? 

Eine Oper, zwei Männer – Komponist, Protagonist. Was wird daraus, wenn zwei Frauen sie reflektieren? Ein Thriller, düster, verstörend. In der Inszenierung von Katie Mitchell, die dem Opern-Einakter als Prolog einen schaurig-schönen Bilderrausch zu Bartóks Konzert für Orchester vorausschickt, wandelt sich das maskuline Psychodrama zum feministischen Psychogramm. Und Dirigentin Oksana Lyniv, eine der wenigen Ton-angebenden Frauen, verleiht ihrer (Pseudoprostituierten) Judith eine subtile Stärke. Deren Liebe ist Täuschung, ihr Wissensvorsprung Macht. Welch ein Kunstgriff, ein Original-Libretto in sein Gegenstück zu verkehren: die radikale Umdeutung von Blaubarts letzten Worten »Und von nun an bleibt immer Nacht … Nacht … Nacht«! Das hat nichts mit geistiger Umnachtung zu tun, sondern mit weiblichem Scharfsinn. [sib]

JUDITH Béla Bartók, Konzert für Orchester in fünf Sätzen, Oper in einem Akt unter der usikalischen Leitung von Oksana Lyniv, in der Inszenierung von Katie Mitchell, mit John Lundgren als Herzog Blaubar und Nina Stemme als, Judith, ist bis 29. Juni in der Münchener Staatsoper oder bis 10. März als Video-on-demand zu sehen.
Was Märchen, Feminismus und Liebe miteinander zu tun haben? Hier die Meinung der preisgekrönten Autorin Nino Haratischwili.


Danke, Claire Bretécher!
 

Unsere Zeichnerin Martina Wember verbeugt sich auf ihre Weise vor der in dieser Woche verstorbenen großartigen Comic-Kollegin: als eine der ersten weiblichen Cartoonistinnen überhaupt hatte sie einen ganz eigenen, liebevoll-chaotischen nervös-gekritzelten Blick auf den schnöden, manchmal echt haarigen Beziehungsalltag zwischen Mann und Frau!


Kalender
Veranstaltungen, Ausstellungen und mehr aus dem Umfeld der 8daw-Redaktion
 

6. Februar bis 20. April 2020

Innovative Produkte und ihre Macher


bayern design präsentiert ausgewählte Start-ups und deren innovative Produkte am Flughafen München. Die Ausstellung zeigt ein breites Spektrum junger Start-ups aus den Bereichen Architektur, Branding, Digitalisierung, Einrichtung, Freizeit, Mobilität, Mode und Virtual Reality. Die Projekte der Unternehmen veranschaulichen dabei die integrative Rolle, die Design bei der Ideenfindung und Entwicklung innovativer Produkte und Geschäftsmodelle einnimmt. weitere Infos

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18. Februar 2020

Things That transform


Viele Kreative fragen sich, wie sie sich aktiv bei einer Veränderung unserer Welt einbringen können. Welchen Beitrag sie mit ihrer Arbeit leisten und wie sie dabei ihren moralischen Lebensvorstellungen gerecht werden. Lucie Kim, Creative Director, sieht ihre Aufgabe darin, die Vorstellungen und Visionen ihrer Kunden zu verwirklichen, die sich idealerweise mit den eigenen Träumen decken. In der Vortragsreihe Things That transform versucht sie, eine Art Anleitung zu geben, um diese Idee zu unterstützen und in die Realität umzusetzen. weitere Infos


Das Fundstück der Woche

 

Joaquin Phoenix in seiner Dankesrede bei der Oskar-Verleihung 2020: es geht um Wandel und um Kommunikation, es geht um Teilhabe und Gemeinschaft, um Aufrichtigkeit, um Vertrauen. Es geht um Liebe …

 
 

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Ausschließlich aus Gründen der Lesbarkeit verzichten wir in unseren Beiträgen auf die geschlechts­spezifische Schreib­weise. Alle personen­bezogenen Bezeichnungen sind daher geschlechts­neutral zu verstehen.


8daw ist der wöchentliche News­letter von Boris Kochan und Freunden zu Themen rund um den Wandel in Gesellschaft, Kultur und Politik, Unternehmen und Organisationen. Er erscheint in Verbindung mit Kochan & Partner und setzt so die lang­jährige Tradition der Netzwerk­pflege mit außer­gewöhnlichen Aussendungen in neuer Form fort. 8daw versteht sich als Community- und Kollaborations-Projekt – als Kooperations­partner sind zum Beispiel die GRANSHAN Foundation e.V., die EDCH Foundation e.V., der Deutsche Designtag e.V. und die Typographische Gesellschaft München e.V. im Gespräch.

 

Herausgeber und Chefredakteur von 8daw sowie verantwortlich im Sinne des Presserechts ist Boris Kochan [bk], Hirschgarten­allee 25, 80639 München, boriskochan.com, zu erreichen unter bk@8daw.net oder +49 89 178 60-900 (facebookfacebookfacebook)
in Verbindung mit
Kochan & Partner GmbH, Hirschgarten­allee 25, 80639 München, news@kochan.de

Redaktion: Ulrich Müller [um] und Gabriele Werner [gw]; Chefin vom Dienst/Lektorat: Sigrun Borstelmann [sib]; Regelmäßige Autoren: Markus Greve [mg], Sandra Hachmann [sha], Martin Summ [mas]; Illustrationen: Martina Wember [mwe]; Übersetzungen: Rachel McLaughlin [rml]; Bildredaktion, Photo-Editing: Pavlo Kochan [pk] mit Unterstützung der Bildredaktion von Kochan & Partner; Homepage: Pavlo Kochan [pk]; Design/Technik: Michael Bundscherer [mib]; Schriften: Tablet Gothic von Veronika Burian und José Scaglione sowie Coranto 2 von Gerard Unger über TypeTogether; Versand über Clever Reach

Bildnachweis: Werbung von Saint Laurent Rive Droit, David Alexander Flinn


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